Soooooo viel zu berichten und keine Zeit!

 

Das hatten wir wirklich noch nie! Wir sind mittlerweile den sechsten Tag hier und haben noch nicht ein einziges Foto angeschaut und dies ist auch erst der zweite Bericht den ich verfasse. Neuseeland ist unser erstes Urlaubsziel, indem es ab 4.30Uhr in der Früh anfängt hell zu werden und ca. um 22Uhr einigermaßen dunkel ist. Dies wiederum bedeutet, dass wir früh aufstehen und auch lange Strecken machen können ohne im Dunkeln fahren zu müssen. Wenn wir dann allerdings gegen 21Uhr einen Rastplatz ansteuern und noch was gegessen haben, fehlt wirklich jedwede Motivation noch irgendetwas anderes zu tun als ins Bettchen zu schlüpfen.

Aber nun zu Neuseeland! Zurzeit befinden wir uns auf der Südinsel, und diese ist einfach ein Traum, ein Highlight, ein Kleinod, ein Gedicht!!!!!!! Diese Landschaft ist einfach unglaublich! So abwechslungsreich, so farbenfroh, Blütenreich, Fluss,- Seen,- und Bergdurchzogen wie kein anderes Land das wir bis dato bereist haben. Gerade fahren wir über ein ausgetrocknetes Flussbett, das überwuchert ist mit gelben Blüten, das müssen abertausende sein. Der süße Geruch dringt bis zu uns ins Auto. Sogar ohne Sonne erstrahlen die Blumen hellgelb. In der Ferne sieht man Schneebedeckte Gipfel, während wir selber uns durch Serpentinen eines Berges schlängeln der bis zum Kamm über und über mit tropischen Pflanzen bedeckt ist. Unten im Tal sieht man immer wieder türkisfarbene Flüsse und kleine Seen hervorblitzen. Hat man die Steilpiste hinter sich gebracht öffnet sich der Blick plötzlich auf eine riesige, grasbewachsene Hügellandschaft mit großen, verteilt liegenden Findlingen, Blumen und:

 SCHAFEN, SCHAFEN, SCHAFEN.

Überall kleine helle Fleckchen im satten Grün.

Zum Verständnis: Neuseeland hat ca. 4 Millionen Einwohner (beide Inseln zusammen genommen) und 48 Millionen Schafe

Apropos Neuseeländer. Die sind irgendwie ein klein wenig schräg. Nicht nur das sie die Erfinder der heftigsten Freizeitbeschäftigungen sind, wie z.B. Zorbing (in einer mit ein wenig Wasser gefüllten, riesigen Plastikkugel, rollt man in derem inneren einen Hang hinunter) oder Bungeejumping aus einer Seilbahngondel, Jetboot fahren…!

Sie haben auch noch eine zweite „Macke“! Obwohl es hier gerade Sommer ist, hat es in den Bergen kaum mehr als 13 Grad und die „Kiwis“ rennen in Shorts, Flip Flops und T-Shirts hier herum!!!!! Wir sind eingepackt wie die Mumien und die laufen herum als könnte es wärmer gar nicht sein. Und das sind nicht nur ein paar „verrückte“ Ausnahmen, das ist fast die Regel. Mir laufen schon beim bloßen Anblick die Lippen blau an. Die müssen irgendwie ein unsichtbares Fell unter der Haut haben, anders ist das doch gar nicht möglich. Wenn ich nur mal eben für ein paar Fotos unterwegs aus dem Auto steige und dafür nicht extra meine Jacke anziehe, muss ich danach direkt aufs Klo (Kälte schlägt mir immer direkt auf die Blase ) so sehr pfeift einem der kalte Wind um die Ohren. Das es so frisch ist stört uns auch nicht weiter, solange es trocken bleibt. Und das war bis dato auch der Fall. Hitze werden wir auf Aitutaki noch genug haben. Beim faulenzen ist das ja auch O.K. aber hier können wir Hitze gar nicht gebrauchen. Sonnenbrand bekommt man auch so!!! Den habe ich mir schon direkt bei meiner ersten Wanderung geholt. Da hat mich Simon an einem Pfad raus gelassen, ist zum eigentlichen Ziel mit dem Camper vorgefahren und hat dort auf mich gewartet. Ich bin also über einen Bergkamm an der Küste entlang über Stock und Stein getrabt, immer fleißig Bergauf und Bergab ca. zwei Stunden lang. Mal die Sonne im Gesicht, mal im Rücken. Auf dem ganzen Weg ist mir nur ein Paar entgegengekommen, ansonsten war ich ganz alleine. Es war wunderschön. Unter mir immer mal wieder das Meer und vor mir Hügel und Pflanzen durch die sich der Weg schlängelte. Die Einsamkeit war wohl auch der Grund dafür, dass ich mit den süßen flugunfähigen Vögeln (Name weiß ich leider nicht) die dort immer mal wieder aus den Büschen heraus kamen anfing zu reden. So Sachen wie: „Oh entschuldige Kleiner, hab ich Dich erschreckt?“. Oder: „ Na Du, wo willst Du denn so schnell hin?“. Als ich um eine Wegbiegung kam saß wieder einer von ihnen unter einem Busch und ich sagte höflich: „Hallo!“ Was glaubt ihr wohl wie blöd ich aus der Wäsche geguckt habe als plötzlich der Vogel mit „Hallo!“ geantwortet hat!!!!!! Ich dachte ich kippe gleich aus meinen Wanderboots, das könnt ihr mir glauben. Zum Glück klärte sich das „Phänomen“ sehr schnell auf, bevor ich wirklich an meinem Verstand zu Zweifeln beginnen konnte. Ich war mittlerweile fast am Ziel angekommen, konnte das aber nicht sehen, da immer wieder Büsche oder Hügel die Sicht versperrten und ich auch nicht ständig hoch schaute (da ich mich doch mit den Tieren unterhalten musste ).  Simon war mir entgegen gekommen, hatte mich gesehen und „Hallo“ gerufen um auf sich aufmerksam zu machen. Und dieses „Hallo“ von ihm ist tatsächlich wie als Antwort auf das von mir an den Vogel gerichtete gekommen!!!!! Ihr könnt mir glauben, ich war sehr erleichtert, dass ich anscheinend doch noch nicht total gaga bin!

Nachdem ich mich wieder gefangen hatte bin ich mit Simon weiter gegangen und wir haben tatsächlich noch eine Seerobbenkolonie beobachten können. Die war nämlich das eigentliche Ziel des Weges. Danach sind wir noch zur Buller George Swing Bridge gefahren. Das ist die längste Ein Personen Hängebrücke Neuseelands. Hat mich ganz schön Überwindung gekostet darüber zu laufen. Besonders da sich der Herr Gemahl einen Spaß daraus gemacht hat hüpfend hinter mir her zu gehen. Die sowieso recht wackelige Angelegenheit wurde dadurch (zumindest für mich) zu einem echten Abenteuer! Die Brücke besteht aus schmalen Eisengittern von vielleicht 25cm Breite und zwei  Stahlseilen als Handlauf welche durch eine Art Maschendraht miteinander verbunden sind. Das ganze „Gebilde“ hängt in einer Höhe von ca.40 Metern über einer Schlucht durch die ein türkisfarbener Wildwasserfluss rauscht. Ich bekomme schon wieder schweißnasse Hände nur vom darüber schreiben. Ich war heilfroh, als ich wieder festen Boden unter meinen Füßen spürte. Das schlimme war, das es für den Rückweg nur die gleiche Variante gab oder das noch größere Highlight: Man konnte nur in einen Gurt gespannt über ein einzelnes Stahlseil hinüber „gleiten“!!!! Nee Danke, dann doch lieber wohl oder übel nochmal die schwankende Brücke! Eines weiß ich, das mache ICH nie wieder. Ich habe die ganze Zeit nur vor mich hin gebrabbelt: „Was mache ich hier eigentlich, ich muss einen Knall haben, warum tue ich mir das an verdammt nochmal, sterben kann man gewiss auch besser, bei meinem Glück geht ausgerechnet bei mir die Brücke kaputt….“

 UND SIMON???

Der hatte richtig Spaß an den Backen. Er ist vor und zurück gerannt (sofern man bei dem geschwanke von rennen reden kann) ist auf und nieder gehüpft und immer wieder aufs Neue auf die Brücke gehoppelt wenn ich noch ein Foto aus dieser oder jener Position machen wollte. Er hätte den Rückweg auch wirklich gern über die „Seilbahn“ angetreten. Da ich aber befürchtete beim Anblick seiner „Überfahrt“  tausend Tode zu sterben habe ich ihn gebeten dies doch bitte mir zu liebe zu unterlassen. Komisch, noch vor 10 Jahren war ich viel mutiger, da hätte ich das ohne zu überlegen auch gemacht. Mittlerweile bin ich ein richtiger Schisser geworden. Von wem ich das wohl habe J?Also von meinem Papa sicherlich nicht. Der hätte ohne zu Überlegen und mit einer kindischen Freude Zorbing, Bungeejumping, Wildwasserrafting, Jetboot fahren, an einem Gurt hängend über eine Schlucht rauschen (und was es noch alles an verrückten Sachen gibt) an einem Tag gemacht. Ihm konnte es nie schnell genug, hoch genug und gefährlich genug sein. Ich bin da nun eher wie meine Mama, die war damals (glaube ich im Nachhinein gesehen) sogar manchmal ganz froh, dass im Freizeitpark immer einer auf die ganzen Klamotten Acht geben musste wenn man auf die Karussells wollte. Stimmt´s oder habe ich recht Mutti ?

 

Jetzt ist es schon halb elf, ich muss ins Bett. Morgen um halb fünf werden wir wieder von den zwitschernden Vögeln geweckt. Wir stehen hier in einem Wäldchen unter riesigen Kiefern. In Neuseeland darf man Wildcampen, das bedeutet wenn man ein Auto  mit Toilette hat, darf man sich eigentlich überall zum Übernachten hinstellen, es sei denn es steht ausdrücklich (no overnight Parking) angeschlagen. Da wir ein Auto mit Toilette haben bleiben wir zwei Nächte in der wilden Natur und fahren die dritte Nacht einen Campground an, den man bezahlen muss und der Strom und Wasser hat. Bis jetzt sind wir hier ganz alleine und ich denke auch nicht, dass um diese Uhrzeit noch jemand kommen wird.

HERRLICH!!!!

 

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