Was für ein Erlebnis!

Gestern sind wir zu den Pancake Rocks gefahren. Den Namen haben die Kalksteinfelsen, weil die Erosion ihnen die Gestalt gestapelter Pfannkuchen gegeben hat. Leider fehlte hier die Sonne um das Ganze im richtigen Licht genießen zu  können. Schön und spektakulär war es aber dennoch, wenn das Wasser des Meeres mit voller Wucht durch die engen Blowholes in die Becken gespült wurde und dabei ein donnerndes Getöse verursachte. Die Gischt schoss so hoch, dass sie als feiner Sprühnebel über uns abregnete. Ein kurzes Stück hinter den Pancake Rocks entdeckte Simon im Vorbeifahren ein Schild auf dem irgendwas von einer Höhle stand. Wir haben geparkt und sind dorthin gelaufen. Tatsächlich war dort der Eingang zu einer Höhle. Da nichts weiter beschrieben stand sind wir einfach mal rein marschiert. Weit kamen wir allerdings nicht, da es stockdunkel wurde. Es handelte sich hier nicht um eine „Touristenhöhle“ die schön mit Lampen ausgeleuchtet ist. Man konnte lediglich reflektierende Markierungen erkennen. Also ist Simon erst einmal zurück zum Auto und hat unsere Taschenlampen geholt. Das war vielleicht gruselig da. Kein anderer war in der Höhle und je weiter man hinein ging umso kühler, feuchter, stiller und enger wurde es. Unsere „Taschenfunzeln“ leuchtetet nie mehr als ca. 2 Meter der Höhle aus und man konnte wirklich nicht einmal erahnen was da nur 3 Meter vor uns los war. Wirklich weit haben wir es nicht geschafft, es wurde uns dann doch zu eng und unheimlich.

Und was meint ihr wohl wer beim Hinweg vorgehen und beim Zurückweg hinten laufen musste????

!!!!! ICH !!!!!

Mein auf der Hängebrücke ach sooo mutiger Simon wollte hier lieber als letzter von den „Höhlenmonstern“ angefallen werden.

Na schönen Dank auch!

Das ist echt ein unheimliches Gefühl nicht genau zu wissen was auf einen zukommt oder was hinter einem geschieht! Wir mussten uns richtig zusammenreißen nicht alle je gesehenen Horrorfilme hoch kommen zu lassen und panisch zurück zu rennen. Dabei hätten wir uns entweder den Kopf an der niedrigen Decke anschlagen können oder auf dem unebenen Boden die Haxen brechen. Als wir wieder im Tageslicht „in Sicherheit“ waren mussten wir über uns selber lachen. Aber rein gegangen wären wir dennoch nicht noch einmal! Und das Beste: Wir sahen aus wie die Schweine. Unsere Schuhe, Hosen, Jacken und Rucksäcke waren total vermatscht. Da haben wir wohl noch länger was von.

Und jetzt aber zu dem in der Überschrift beschriebenen Erlebnis!

Wir waren Heli Hiken! Hier auf der Südinsel gibt es zwei Gletscher und auf einen von ihnen wollten wir unbedingt hinauf. Da unser Weg zuerst am „Franz Josef Glacier“ vorbeiführte gingen wir dort zu einem der vielen Hubschrauberrundflüge Anbieter um uns zu erkundigen ob und wann wir einen Flug mit klettern über den Gletscher antreten könnten. Da es sehr voll war dort, schwand unsere Hoffnung, dass dies heute überhaupt noch der Fall sein könnte. Zu unserer Überraschung konnten wir sofort mit. Ach du Schreck, darauf waren wir gar nicht vorbereitet gewesen. Während Simon die ganzen Formalitäten erledigte, rannte ich zurück zum Wagen um dicke Strümpfe, Schal und Handschuhe zu holen. Als ich zurück kam musste ich nur noch einen Wisch unterschreiben, tief ein und ausatmen als ich den Preis erfahren habe und nochmal zurück zum Wagen rennen weil ich die Sonnenbrillen vergessen hatte. Völlig aus der Puste (alte Frau und auch noch Couchpotato) ging es dann auch schon los. Wir sind wie Entenkinder (9 Stück an der Zahl) der Entenmama (in diesem Fall war es ein Entenpapa) hinterher gewatschelt, bis zu einer Art Container. Dort haben wir jeder ein paar Schuhe, extra Socken, wasserdichte Überziehhosen, Spickes und wer brauchte auch wasserdichte Jacken, Handschuhe und Mützen bekommen. Dann hieß es erst mal auf den Hubschrauber warten, während wir eine Einweisung wie wir uns zu verhalten haben, bekamen. Dann ging es richtig los und furchtbar schnell. Der Heli landete mit einem irren Lärm und Wind, unser Guide öffnete die Türen, half uns hinein, beim Anschnallen und gab uns die Kopfhörer. Da ich noch bis zum Schluss Fotos gemacht hatte stieg ich als letzte ein, daher hatte ich das Vergnügen direkt an der Tür sitzen zu dürfen. Das ganze Chassis des Hubschraubers hat während des Fluges gewackelt, als wäre es kurz vor dem auseinander brechen. Wir haben in Kanada schon einmal einen Rundflug über die Rocky Mountains gemacht, da war das irgendwie nicht so extrem gewesen. Na egal, das Geschaukel änderte nichts an dem Wahnsinnsausblick auf den Gletscher. Die Sonne war da und er lag einfach majestätisch unter uns. Eingebettet zwischen zwei Bergen schiebt er sich Tag für Tag bis zu sagenhaften 5 Metern weiter vor. Wie gigantisch groß er ist konnte man erst erkennen wenn man tief unten die winzig kleinen Menschen sah die in ihm herum liefen. Der Flug war recht schnell zu Ende und der Heli landete mitten auf dem Gletscher wo wir von Russel unserem Hikeguide in Empfang genommen wurden. Als der Hubschrauber sich wieder entfernt hatte wurde es sagenhaft still und der mächtige Eindruck des gewaltigen Gletschers traf mich wie ein Fausthieb. Mir wurde mit einem Mal schlagartig bewusst wo ich mich befand. Die ganze Hektik vorher hat mich gar nicht richtig darauf einstellen lassen was wir da gleich erleben werden. Ich war wirklich überwältigt. Dort vor, über, hinter und unter uns befanden sich gewaltige Eismengen. Die wahre Masse übersteigt mein Vorstellungsvermögen bei weitem. Ich kam mir plötzlich winzig klein vor. Aber auch jetzt gab es nicht genügend Zeit alles richtig sacken zu lassen, denn nun mussten wir uns für die Eiswanderung fertig machen. Wir mussten uns die Spikes anschnallen, ohne die kam man keine zwei Meter weit. Das befestigen der Dinger unter den Schuhen ist echt eine Wissenschaft für sich und erinnerte mich an meine ersten Rollschuhe. Also ich meine echte Rollschuhe, die Dinger die man sich mit Schnallen an den Schuhen befestigt hat, nicht die dann in Mode gekommen „Discoroller“ wo die Schuhe auf die Rollen geschraubt wurden oder gar die Steigerung „Rollerblades“ wo beim Kauf die Schuhe schon direkt dran sind. Also, genau wie bei den ganz alten Rollschuhen steigt man auf eine Schiene aus Spikes und muss das Band dann in einer bestimmten Reihenfolge durch die ganzen Ösen führen. Als das geschafft war und wir die Sicherheitsunterweisung erhalten hatten ging es endlich los. Es bedurfte nur ein paar Schritte um Vertrauen in die Spikes zu bekommen und dann ging es fix über Gletscherspalten, kleinen Rinnsalen aus Eiswasser, Hügeln aus Eis… Immer höher den Gletscher hinauf und immer darauf bedacht, den gleichen Weg zu nehmen wie vorher Russel. Denn nur er konnte erkennen ob dieser Weg sicher war und sich nicht vielleicht unter uns eine tiefe  Gletscherspalte befand. Es war wirklich anstrengend aber gleichzeitig auch wunder, wunderschön. Wir sind sogar durch zwei kleine Gletscherhöhlen gekraxelt und dabei gut nass geworden. Durch eine davon hat Russel ein Seil verankert. Wir mussten nacheinander hinein klettern, auf dem Popo hinunter rutschen und uns auf der anderen Seite mithilfe des Seiles wieder hinauf ziehen. Dabei aufpassen, dass man mit den Spikes nicht hängen bleibt oder sie sich selber irgendwo reinrammt. Jeder Bergsteiger lacht uns sicherlich aus aber für uns war es ein außergewöhnliches Erlebnis in diesem Giganten von Gletscher herum kraxeln zu dürfen. Und als dann noch mit einem tiefen Grollen rechts über uns ein Teil des Gletschers abbrach und hinab stürzte war der Eindruck eine kleine Ameise zu sein perfekt. Nach etwas mehr als zwei Stunden machten wir uns auf den Rückweg zum Landeplatz des Helikopters. Mittlerweile hatte es sich mächtig zugezogen und sogar angefangen zu regnen. Von Russel erfuhren wir, das er soeben über Funk Bescheid bekommen hatte, dass die nächste Gletschertour wegen des nahenden Unwetters abgesagt worden war. Hatten wir ein Glück gehabt .

Eines sei noch am Rande erwähnt: Ich habe ja schon im zweiten Bericht erzählt wie die Neuseeländer hier rum laufen. Und ich hatte ja auch aufgezählt was wir alles anhatten auf der Gletschertour, nicht wahr? Jetzt zähle ich mal kurz auf was Russel getragen hat: Shorts, T-Shirt, Schuhe und Spickes und eine Art Stulpen, FERTIG!!!!!!! Ist ja wohl der absolute Hammer oder nicht?

Nachdem wir auch den Rückflug hinter uns gebracht hatten (diesmal leider nicht bei Sonnenschein) gingen wir vollgepackt mit Glücksgefühlen zu unserem Camper zurück, nichts ahnend das dieser herrliche Tag für uns sehr unschön enden würde.

 

Aber dazu ein anderes Mal mehr!!!

 

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