!FARBEXPLOSION!
Hätte
ich
tatsächlich gewettet, ich hätte gewonnen! Denn in der darauffolgenden
Nacht
wurde es wirklich kalt und wir hatten keinerlei Vorkehrungen getroffen!
Aber
wir haben es bibbernd durchgestanden. Zum Aufstehen -um uns dicker
anzuziehen-
waren wir zu faul. Nach der ziemlich schlaflosen Nacht, haben wir
uns am
Morgen auf den Weg zum Grand Canyon gemacht. Diese Mal aber zum
nördlichen
Eingang. Am Südlichen waren wir vor einigen Jahren schon und der ist
Touristisch extrem frequentiert. Vor allen Dingen Reisebusse landen
da on Maß an. Der nördliche Eingang liegt so hoch, er wird erst am
15.05. (wenn
er dann tatsächlich Schneefrei ist) geöffnet. Wir hatten Glück und
konnten am
Eröffnungstag auch wirklich hinauf fahren. Erst ging es super flott
voran. Man sah an einigen Stellen auch wirklich noch Schnee liegen.
Aber dann
stoppten die Autos vor uns abrupt. Wir konnten nicht sehen was los war
und
Simon vermutete, dass vielleicht jemand ein Tier angefahren hat. Denn
wir
hatten viele Rehe gesehen und laut den Warnschildern sollte es auch
Bisons
geben. Es ging eine Zeitlang kein Stück weiter und auch von vorne kam
kein
einziges Auto. Als sich Simon dann entschloss zu Fuß nachschauen zu
gehen was
los ist, ging es ganz langsam ca. drei Autolängen weiter und von vorne
kamen
auch wieder Fahrzeuge. Es dauerte dann noch fast 40 Minuten bis wir den
Parkeingang endlich erreicht hatten. Im Endeffekt mussten wir so lange
warten,
weil einfach viele Leute hinein wollten, aber nur eine Durchfahrt
geöffnet hatte.
Wir befürchteten schon, dass es im Park so voll sein würde, dass wir
mit dem
langen Wohnmobil keinen Parkplatz mehr bekommen würden. Aber wir
bekamen sogar
noch einen richtig guten, aus dem wir später auch problemlos wieder
hinaus
fahren konnten. Der Canyon macht schon einen gigantischen Eindruck! Er
ist irre
tief und beeindrucken weitläufig. Um vom Nord zum Südeingang mit dem
Wagen zu
fahren muss man ca. 400 Km hinter sich bringen, da die Straße um den
Canyon
herum führt. Man kann aber auch durch den Grand Canyon auf einem
Wanderweg vom Nord zum Südeingang (und natürlich umgekerhrt) hindurch
laufen. Dieser ist ungefähr 25 Meilen (ca. 40Km) lang. Der Ranger sagt,
ein geübter
Wanderer schafft das an einem Tag. Wenn man nicht so geübt ist (also
wir) dann
sollte man zweieinhalb Tage einplanen und muss sich dann eine
Genehmigung
holen, dass man im Canyon übernachten darf. Wir wollten das aber nur
informationshalber wissen, denn auf die Idee da hindurch zu laufen
würden wir
niiiiiiiiiemals kommen.
Leider hatten
wir an dem Tag nicht ganz so tolles Wetter. Es war ziemlich bewölkt, hat aber
nicht einen Tropfen geregnet und ab und zu kam auch die Sonne heraus. Es war
frisch aber nicht kalt. Wir verbrachten ca. drei Stunden dort und machten uns
dann auf den Weg zum "Valley of Fire". Allerdings in zwei Etappen. Übernachten
wollten wir wieder in einem tollen State Park, der war jedoch leider schon voll.
Dieses Mal stand es aber wenigstens schon an der Durchfahrt dran. Es wurde dann mal
wieder ein Privater Campingplatz. Nahe einer Stadt und fußläufig an einem Burger King
gelegen. Dort sind wir dann, aus lauter Frust darüber nicht im Park übernachten
zu können, Essen gegangen. War lecker!
Nach einer
überraschend ruhigen Nacht ging es dann weiter zum "Valley of Fire". Aber erst
einmal mussten wir noch einkaufen, denn unsere Wasservorräte neigten sich schon
ziemlich dem Ende zu. Außerdem gab es in der Stadt auch -nach fast einer Woche-
endlich mal wieder einen Wal-Mart indem ich mein heißgeliebtes Beef Jerky
(Trockenfleisch) bekomme. Das esse ich hier bis zum Erbrechen, da ich es in
Deutschland erstens nicht von dieser Marke bekomme und man zweitens für das was
man in Deutschland bekommt das Zehnfache bezahlt. Beim letzten Besuch habe ich
mir sieben Tüten mit nach Hause geschmuggelt. Bei einer Kontrolle wäre es mir
abgenommen worden, da man nach Deutschland kein Fleisch einführen darf. Noch nicht einmal
getrocknetes, Vakuumverpacktes! Mal sehen ob ich mich das dieses mal auch wieder
traue. Denn wir haben einen Direktflug von L.A. nach Hause und bei
Amerikareisenden wird beim Zoll das Gepäck angeblich gerne mal etwas genauer
durchsucht.
Nach
dem
Einkauf bei dem wir unseren Wasservorrat wieder ordentlich aufgestockt
haben,
sind wir bis ca. eine halbe Stunde vor das "Valley of Fire" gefahren.
Hinein noch
nicht, da auf deren Internetseite ein Hinweis stand, dass die
Campingplätze
schon gegen 12 Uhr mittags wieder belegt seien. Da wir nicht wieder
umsonst
irgendwohin fahren wollten, blieben wir also wieder einmal auf einem
privaten
Campground und fuhren gegen 9 Uhr morgens in den Park hinein und direkt
zum
Campingplatz, um uns eine Parzelle zu sichern. Wir haben den größten
Platz
erwischt! Man kann vorwärts hinein und auch wieder hinaus fahren. Strom
haben
wir uns auch gegönnt, da es hier verdammt heiß werden kann und man dann
froh ist
wenn man die Klimaanlage anmachen kann. Jetzt gerade ist es zwar
eigentlich
angenehm kühl, aber sowas von Stürmisch, dass man die Fenster zu machen
muss,
weil die orkanähnlichen Böen den ganzen Staub ins Auto pusten würden.
Bis vor
einer Stunde habe ich auch tapfer draußen gesessen und Simon eine
Mimose
geschimpft, weil er bei der ersten Staubwolke ins Auto geflüchtet ist.
Als aber
dann zu dem Staub auch noch kleine Steinchen kamen, bin ich
selber
auch gaaaanz zackig hinein gegangen. Ich habe es gerade noch
einmal versucht,
aber leider erfolglos. Als wir heute Morgen hier ankamen war es total
Windstill
und heiß! Hoffentlich hört das bis es Nacht wird wieder auf, der Wagen
wackelt nämlich ganz schön und grillen wollten wir eigentlich auch
noch!!!! Der Wind und das die Sonne auch heute leider nicht "Vollzeit"
präsent war, ist aber auch das einzig Negative. Ansonsten hatten wir
heute
einen phantastischen Tag. Nach der "Parzellenübernahme" sind wir zu
dem Startpunkt für die "Fire Wave" gefahren. Der Wanderweg ist einige
Kilometer lang und man wir von den Farben die all die Felsen hier im
Valley zu
bieten haben schier übermannt! Es schillert rosa, rot, orange, lila,
grün,
ocker, braun, weiß, beige und Sandfarben. Und das alles innerhalb von
ein paar
hundert Metern. Es ist wirklich ATEMBERAUBEND! Wir sind so oft
angehalten,
haben Fotos gemacht und einfach nur gestaunt. So wundervoll hatten wir
das
Valley gar nicht in Erinnerung. Als wir vor ein paar Jahren schon
einmal hier
waren, war die "Fire Wave" noch ein kleiner Geheimtipp. Kaum einer
wusste, dass es Sie gibt. Geschweige
denn wo Sie sich befindet. Erst seit gut drei Jahren gibt es einen
beschilderten Wanderweg dorthin. Somit war die Wave heute natürlich gut
besucht. Aber die Leute sind anständig und warten Abseits, so dass sich jeder
auf die Welle stellen und alleine mit ihr fotografiert werden kann, ohne
zig fremde Leute mit auf dem Bild zu haben. Wir sind dann später hinter der
Wave noch herum gekraxelt und haben dort noch einige schöne Motive gefunden.
Und dann verzog sich leider die Sonne. Es hat ein Für und ein Wieder, wenn sie
nicht da ist. Die Fotos werden natürlich MIT Sonne 1000-mal schöner und
leuchtender (gerade wenn eine solche Farbpracht vorhanden ist) aber OHNE Sonne
ist es beim Wandern solcher Strecken wesentlich angenehmer. Wir haben uns
nämlich schon beide ordentlich verbrannt. Simon hat lustige Abdrücke an den
Füssen von den Treckingsandalen und ich im Nacken vom Gurt des Fotoapparates.
Den
Rückweg haben wir (verbotener Weise) genauso wie vor einigen Jahren
auch, auf der
Rückseite der Wave durch das Flussbett gemacht. Hier entlang ist es
zwar länger, aber viel schöner,
da es wieder viel zu sehen gibt. Man kommt dann zwar oben an der Straße
wieder
aus und muss noch einmal ca. einen Kilometer daran entlang zum Wagen
laufen,
aber der Weg durch das Flussbett lohn sich auf jeden Fall, da man durch
einen kleinen Slotcanyon läuft. Das ist eine Art enge "Röhre" aus
Felsen, allerdings oben offen. Im Auto haben wir kurz
ausgeruht und wollten zum Campingplatz fahren, da wir ziemlich kaputt
waren. Da
hat Simon noch einmal in unsere Unterlagen geschaut und gesehen, das er
ja noch
einen "Insider Reiseführer" vom ersten Besuch vor ein paar Jahren
hatte. Den hat er im
Internet gefunden. Er wurde von einem passionierten
Hobbyfotografen-Paar
erstellt, das auch des Öfteren mal abseits der öffentlichen Wanderwege
unterwegs ist. Sie haben Fotos und Wegbeschreibungen bereitgestellt,
von
wunderschönen Motiven auf der anderen Seite des Parkplatzes der Wave.
Also
haben wir uns eine neue Wasserflasche eingepackt, haben unsere Nasen
und Nacken
mit Sonnencreme eingeschmiert und sind noch einmal los. Es ging wieder
durch die
Felsen, über Stock und Stein. Durch ein kleines Flussbett und über
riesige
Felsen hinweg, auf der Suche nach dem "Crazy Hill". Diesen Namen hat
der Fotograf Tony Kuyper dem Hügel gegeben. Er fotografieren mit
Leidenschaft
Sandsteinformationen und schreibt, dass er eine solch beeindruckende
Farbpalette bisher nur am "Coyote Buttes" in den Vermilion Cliffs und
"Yellow Rock" im Grand Staircase-Escalante gesehen hat. Dort kommt
man aber ohne Allrad Fahrzeug und Genehmigung gar nicht hin.
Nach einigem
Suchen fanden wir dann den ersten Anhaltspunkt, der uns zum "Crazy
Hill" führen sollte. Einen kleinen Steinbogen im Felsen. Auch das
Flussbett, indem man weiter laufen sollte war schnell gefunden. Und ab da wurde
es dann schwierig. Nach einigem hin und her (die Felsen sind irre hoch, man
musste immer erst irgendwo hinauf klettern in der Hoffnung das dahinter nicht
der nächste Fels stand der einem die Sicht versperrte) entdeckten wir etwas,
das zumindest die Farben hatte wie auf dem Vergleichsfoto das Simon auf seinem
Handy hatte. Aber leider war das nur noch ein zusammengebrochener Haufen loser Steine. Wir
dachten das der " Crazy Hill" vielleicht in all den vergangenen
Jahren schon zusammengebrochen ist. Enttäuscht wollten wir uns auf den Rückweg
machen, als mich Simon plötzlich ganz aufgeregt zu sich rief, mit den Armen
wedelte und schrie: Wölfe, Alex! Sieh nur, Wölfe!!!!
Verdutzt und
aufgeregt lief ich auf ihn zu und tatsächlich:
Zwar keine
Wölfe (typisch Stadtkind) aber kleine Babycoyoten!!!!!
Vier Stück! Sie hatten sich eilig in den Bau verkrochen als sie Simon sahen, kamen aber ganz vorsichtig wieder hinaus als wir uns langsam oben auf den Felsen gegenüber ihres Baus setzten und ganz still verharrten. Die waren sooooooo süüüüüüüüß. Ihre Mutter war anscheinend auf Beutezug, denn sie war weit und breit nicht zu sehen. Da waren wir allerdings auch froh drum! Coyoten sind zwar sehr scheu, aber ich weiß nicht wie sich das bei einer Coyoten Mama mit Babys verhält und ich wollte das auch ungern mal ausprobieren. Denn sie haben doch schon die Größe eines Hundes und auch ihr Gebiss ist nicht zu verachten. Aber wir konnten in Ruhe Fotos machen, ohne das Mama kam. Während ich einfach nicht genug von den niedlichen Tierchen bekam und immer noch mehr Bilder machte, ging Simon schon mal weiter. Er wollte die Suche nach dem "Crazy Hill" einfach noch nicht aufgeben. Und tatsächlich rief er einige Zeit später freudig nach mir. Er hatte ihn gefunden!!! Und die Felszeichnung war wirklich wunderschön! Aber leider fehlte wieder die Sonne. Wir setzten uns dennoch hin, genossen den sagenhaften Anblick dieser rot, rosa und weiß Töne, die sich in Ringen um den Felsen schlängelten und knipsten ein wenig. Es war totenstill dort. Während der ganzen Wanderung ist nicht ein einziger anderer Mensch dort gewesen. Die Leute waren alle bei der Wave und wussten gar nicht, was für eine Schönheit sich auch auf der anderen Seite der Straße, versteckt in den Felsen befand.
ZU UNSEREM GLÜCK!!!
Nach einer Stunde begaben wir uns dann auf den Rückweg. Auch hier
entdeckte Simon wieder ein Tier. Diesmal eine kleine Echse die aber ganz anders
aussah als alle Echsen die wir bisher gesehen hatten. Sie hatte kleine Hörner
auf dem Kopf. Sie war winzig und sah total toll aus. Wie ein mini
Drachen oder wie ein winziger Dinosaurier. Auch bei dieser Echse hielten wir
uns wieder so lange auf, dass plötzlich sogar die Sonne heraus kam. Wie die Irren
sind wir zum "Crazy Hill" zurück gerannt um die Farbenpracht
wenigstens einmal bei Sonnenschein zu sehen.
HERRLICH!!!
Nach zehn
Minuten war das Schauspiel schon wieder vorbei und wir gingen diesmal
tatsächlich endlich zurück zum Wagen. Nicht wie auf dem Hinweg durch das
Flussbett, sondern quer über die Berge. Kraxeln macht echt Spaß und obwohl es
diesmal wirklich schon an klettern grenzte, hat mich mein kaputter Fuß nicht im
Stich gelassen und hat Ruhe gegeben!
Fix und fertig
kamen wir um fünf Uhr endlich am Campingplatz an. Haben Strom und Wasser
angeschlossen und sitzen nun im Auto in der Hoffnung, dass der blöde Wind
endlich mal nachlässt. Die Sonne scheint jetzt übrigens seit wir auf dem Platz
stehen ohne Unterbrechung.
IST DAS NICHT GEMEIN???
GUTE NACHT IHR LIEBEN
Ich hoffe wir werden schlafen können, bei dem gewackel!
Bis
demnächst!
Simon und Alex