Und weiter geht
die Fahrt!
Am nächsten
Morgen sind wir um 5 Uhr aufgestanden da wir den Sonnenaufgang im Joshua Tree
miterleben wollten. Und ein paar schöne Bilder haben wir zum Glück auch machen
können. Denn den Sonnenuntergang haben wir total verpasst, weil wir unbedingt
bis dahin am Skullrock, (dem Totenkopffelsen) sein wollten. Leider gab es keine
richtige Wegbeschreibung bis dahin und wir haben uns total verlaufen. Als wir
endlich ankamen, lag der Felsen schon wieder fast im Schatten. Nur ein Teil war
noch von der Sonne beleuchtet. So ein Ärger. Zum Sonnenaufgang sind wir zeitig
gestartet. Wir sind ganz hoch hinauf in die Felsen gekraxelt -und das trotz
meines kaputtem Fußes- haben uns auf ein Plateau gesetzt und gewartet das
die Sonne über die Berge steigt.
WAR DAS
SCHÖN!!!!
Wir haben
etliche Fotos geschossen und sind nach dem "vollendeten"
Sonnenaufgang noch weiter in den Felsen umher gewandert. Immer tiefer in die Wildnis
hinein und haben immer noch schönere Motive gefunden.
Und dann: EINE
KLAPPERSCHLANGE!
Vier Arten von
Klapperschlangen gibt es hier. Dazu noch Skorpione und Taranteln. Und zumindest
die Klapperschlangen sind sehr giftig, manche sogar tödlich giftig. Da im
ganzen Park Warnschilder stehen, geht und klettert man sowieso sehr vorsichtig
und mit Bedacht durch die Landschaft. Man greift nie unter einen Stein oder in
ein Gebüsch hinein, wo man nicht genau überblicken kann, was sich dort befindet
und klettert auch nicht in irgendwelche Höhlen oder Felsspalten ohne sich
vorher zu vergewissern das dort nicht etwas kreucht oder fleucht. Und man trägt
stets Knöchelhohes geschlossenes Schuhwerk, egal wie warm es auch sein mag.
Aber ich muss gestehen, ich hatte nicht gedacht, dass die Schlangen SO GUT
getarnt sind. Wir haben zwei Fotos der Schlange die wir gesehen haben
eingestellt. Dort könnt ihr sehen und euch ein Bild davon machen, wie sie
regelrecht mit dem Felsen verschmilzt. Es ist mir bis jetzt ein Rätsel, wie
Simon sie überhaupt entdecken konnte. Nach diesem Erlebnis sind wir nochmal
doppelt so vorsichtig weiter gewandert.
Zum Glück sind
wir ohne weitere Begegnungen mit diesen "niedlichen" Kriechtieren
nach ca. 4 Stunden wohlbehalten wieder am Wohnmobil angekommen und haben uns
recht zügig auf die Weiterfahrt zum Saguaro National Park gemacht, der ungefähr
600km vom Joshua NP entfernt liegt. Wir haben auf einem 10 Dollar Campground
als einzige Gäste übernachtet. Dort sind die Aufnahmen der Saguaros
(Riesenkakteen) im Sonnenaufgang entstanden. Einzig die blöden Stromkabel im
Hintergrund stören, ansonsten war es ein herrlicher Anblick. Auch der
Campingplatz war echt schön, weit weg von vielbefahrenen Strassen und somit von
Verkehrslärm in der Nacht. Wenn man bedenkt das bei KOA (das ist eine
Campingplatzkette die sich für ihre schönen Plätze rühmt) 50 Dollar für eine
Nacht fällig ist und die Dinger meist unmittelbar an Highways oder Bahnlinien
liegen, dann fragt man sich wirklich, mit was für einer Begründung die so viel
Gebühren verlangen. Und man muss immer bedenken: Hier gibt es Motels und
Hotels, da kostet eine Übernachtung im Doppelzimmer 36 Dollar! Und wir bringen
unser Bett und Bad und Küche praktisch selber mit und bezahlen (in Städten wie
LA und San Francisco) bis zu 128 Dollar für einen Stellplatz, für eine Nacht!
Das steht teilweise in keinem Verhältnis. Aber wir wollen es ja so haben.
Natürlich wäre ein Urlaub mit Mietwagen (Pkw) und jede Nacht in einem anderen
Hotel wesentlich günstiger. Alleine die Spritkosten für das Wohnmobil sind
enorm. Bei den Strecken die wir zurücklegen müssen wir fast jeden zweiten Tag
für 160 Dollar tanken. Der Camper verbraucht 35 Liter auf 100km. Dazu die
Stellplatzkosten und natürlich die Wohnmobil Miete. Essen müssen wir ja auch
noch etwas und alleine an Trinkwasser geben wir hier ein kleines Vermögen aus
(ein Liter Sprudelwasser kostet 88Cent). Und der Flug hierher war leider auch
nicht umsonst. Alles in allem könnten wir statt dieses einen Urlaubs hier,
locker zwei tolle Pauschalreisen mit "All Inklusiv" machen. Mal
sehen, in ein paar Jahrzehnten vielleicht.....
Am nächsten
Morgen sind wir wieder ganz früh aufgestanden. Wir stellen uns keinen Wecker,
das passiert einfach so. Mal sehen wie lange noch. Es ist für uns
übrigens das erste Mal, dass wir zu einer Zeit hier sind, wo es früh hell und
spät dunkel wird. Bisher waren wir ja immer im Herbst und im Winter hier.
Wir sind also wieder früh raus aus den Federn und haben die Umgebung erkundet.
Auf dem Campingplatz standen schon ein paar der riesigen Saguaro Kakteen und an
einigen sah man Knospen an ihren Armen. Als die Sonne dann richtig aufgegangen
war, sah ich, dass auf einigen Saguaros weiße Blüten leuchteten. Diese Blüten
öffnen sich in der Dämmerung nur ein einziges Mal, schließen sich zur
Mittagszeit wieder und sterben ab. Ein Saguaro Kaktus bekommt erstmalig Blüten
wenn er um die 35 bis 65 Jahre alt ist. "Arme" beginnen ihm erst zu
wachsen wenn er um die 50 bis 100 Jahre alt ist. Er kann bis zu 200 Jahre alt
und bis zu 20 Meter hoch werden. Saguaros sind wirklich und wahrhaftig die
Giganten unter den Kakteen. Im National Park gibt es zwar abertausende von
ihnen, aber dennoch sind sie strengstens ge-, und auch beschützt. Denn sie
werden immer wieder von regelrechten "Mafiabanden" gestohlen und der
weltweite Handel mit ihnen blüht. Da wohlhabende Hausbesitzer ein mehrarmiges
Exemplar (das dann ja mindestens 75 Jahre alt ist) gerne als Statussymbol in
ihrem Vorgarten stehen haben wollen und bereit sind, dafür auf dem Schwarzmarkt
bis zu 10.000 $ zu bezahlen. Fatal ist, dass die Kakteen in rund 80% aller
Fälle ihren Diebstahl nicht überleben, da die Wurzeln bei der Aktion meist
irreparabel beschädigt werden und der Saguaro somit seiner Lebensgrundlage
beraubt wird. Das unglaubliche ist, dass diese Kakteen teilweise bis zu 6
Tonnen wiegen und 20 Meter hoch sind. Das erschwert zwar den Diebstahl, kann
ihn aber dennoch nicht verhindern. Nicht einmal Strafen bis zu 100.000$ können
das. Man ist jetzt sogar dazu übergegangen, in die begehrten alten, mehrarmigen
Kakteen mit einer Spezialpistole winzige Sender hinein zu schießen, so kann man
sie dann aufspüren und auslesen, sollten sie gestohlen werden. Es gibt zwar
auch legal Saguaro´s zu kaufen, aber die Nachfrage ist so Emmens, das die
"legalen" bei weitem den Markt nicht abdecken können. Mit dem Wissen,
das sie tatsächlich gestohlen werden, steht man direkt nochmal doppelt so
ehrfürchtig vor ihnen. Und stellt sich auch die Frage WIE klaut man so ein
Teil? Nicht eine einzige Stelle ist ohne Stacheln, das Ding ist gewaltig hoch
und mordsmäßig schwer. Sie stehen auch nicht mal eben so am Straßenrand,
sondern an Stellen wo nicht einmal ein Allradfahrzeug hinkäme. Ein Panzer
vielleicht, aber ob der die Anfahrt dahin (in die Berge) schafft?
Ich Trottel
schaffe es sogar noch nicht einmal zu Fuß. Ich wollte auf oben genannten
Campingplatz, Fotos von den Blüten machen. Ich war noch im "Schlafdress"
und hatte auch nur Adiletten an (diese Latschen komplett aus Gummi). Soviel
erst einmal zum Thema: Wir passen genau auf wo wir hinlaufen und tragen immer
geeignetes Schuhwerk, damit wir vor Schlangenbissen geschützt sind! Ich also
los in die Pampa, "NUR KURZ" Bilder von den Blüten machen. Zumindest
habe ich tatsächlich geflissentlich auf den Boden geschaut, ob da nicht
irgendwo eine Schlange liegt. Worauf ich aber nicht geachtet habe, sind
Stacheln! Und prompt habe ich plötzlich das Gefühl mit meinen rechten Zehen in
ein Nadelkissen getreten zu sein. Der Schmerz der mich durchzuckt lässt mich
unwillkürlich einen Satz nach vorne machen und den verletzten Fuß nach oben
reißen. Gleichzeitig durchfährt mich im linken Fuß das Gefühl, das er gerade
von Stacheln durchbohrt wird. Ich schreie auf, scanne hektisch mit Blicken den
Boden nach einer Stachelfreien Stelle ab und setze beide Füße mit den Versen
auf den Boden. Da (außer Kakteen) nichts zum Abstützen in der Nähe war musste
ich nun Schritt für Schritt auf den Versen zurück zum Camper tippeln. Sobald
ich zu viel "Fuß" aufsetzte durchzuckten mich sofort wieder 1000
Nadeln. Ich brauchte eine halbe Ewigkeit zurück bis zum Wohnmobil. Dort konnte
ich mich endlich setzten und die Latschen vorsichtig ausziehen. Tatsächlich
hatten sich etliche dicke Stacheln komplett durch die Sohlen beider Schuhe
hindurch bis zu meinen Füßen gebohrt, ich musste sie mit einer Zange wieder
hinaus ziehen. In meinen Zehen ist zum Glück nur einer gelandet (natürlich in
den linken Fuß, der eh schon seit Wochen so rum zickt). Zum Glück ist er so
abgebrochen, das noch ein Stückchen aus dem Fleisch ragte und mit einer
Pinzette entfernt werden konnte. So musste ich auf sehr schmerzhafte Weise
lernen warum man in einem solchen Gelände Trekkingboots und keine Adiletten
trägt!!!!
Und wieder
einmal hatte ich mehr Glück als Verstand, denn das hätte auch mit mehr als nur
einem Stachel IM Fuß enden können und der Urlaub wäre dann bestimmt gelaufen
gewesen.
Mache ich niiiiiie wieder!
Bogami isch schwöar!
GUTE NACHT IHR LIEBEN
Bis
demnächst!
Simon und Alex